Original beim Tagesspiegel:
Nach dem Tod eines zehn Jahre alten Mädchens im oberfränkischen Wunsiedel geht die Polizei davon aus, dass ein Elfjähriger an der Tat beteiligt war. Ergebnisse der Spurensicherung deuteten darauf hin, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit. „Da der elfjährige Junge nicht strafmündig ist, wurde er in einer gesicherten Einrichtung präventiv untergebracht“, hieß es.
Das Mädchen aus Wunsiedel war am Dienstag tot in seinem Zimmer in der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft ging von einem Tötungsdelikt aus. In Medienberichten vom Mittwoch war zunächst von drei tatverdächtigen minderjährigen Jungen die Rede gewesen. Das bestätigten die Behörden bislang allerdings nicht.
Erst Mitte März hatte der Tod der zwölfjährigen Luise Entsetzen ausgelöst
Kinder unter 14 Jahren würden zwar strafrechtlich nicht belangt, erklärte der Justizminister. „Unsere Rechtsordnung hält aber bereits Mittel bereit, um auch auf schwere Gewalttaten von Kindern unter 14 Jahren zu reagieren“, betonte er. Buschmann verwies auf die geschlossene Unterbringung in Heimen oder in der Psychiatrie. Nach Auskunft einer Sprecherin seines Ministeriums hat sich an dieser Haltung Buschmanns auch durch die Ermittlungen zu dem Fall in Wunsiedel nichts geändert.
Sicherheitsbehörden in Deutschland verzeichnen einen Anstieg der Zahl tatverdächtiger Kinder in Deutschland. 2022 waren es laut Polizeilicher Kriminalstatistik gut 93.000. Das ist ein Plus von etwa 16 Prozent gegenüber dem Vor-Coronajahr 2019. Laut Holger Münch, dem Präsident des Bundeskriminalamts, handelt es sich bei einem Großteil dieser Taten um Ladendiebstahl, Sachbeschädigung, Beleidigung und leichte Körperverletzung.
Die Grünen-Familienpolitikerin Denise Loop spricht sich gegen eine solche Debatte aus. „Mit einer Grenze von 14 Jahren liegen wir gut im europäischen Schnitt“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Wenn Jugendliche im jüngeren Alter Gewalttaten verüben, ist die Frage in Bezug auf alle Sanktionen: Was ist deren Ziel?“ Es gehe nicht um Strafe, sondern um den Erziehungsgedanken.
Sie verwies zudem darauf, dass die Zahlen von Jugendkriminalität deutlich unter denen der 90er Jahre lägen. „Die Fokussierung auf Einzelfälle produziert ein Gesamtbild einer vermeintlich gewalttätigen jungen Generation, das nicht stimmt.“